Erhöhung der finanziellen Beteiligung des Staates am Aktienkapital der Gesellschaft blueFACTORY

blueFACTORY Fribourg-Freiburg AG (BFF AG) benötigt eine Kapitalerhöhung. Weshalb? Zur Realisierung der nächsten Projektphase eines innovativen Stadtviertels. Dazu werden von den beiden Aktionären der Gesellschaft, namentlich Staat und Stadt Freiburg, jeweils 25 Mio. Franken investiert. Die Freiburger Bevölkerung wird sich am 13. Juni zum kantonalen Anteil an dieser Rekapitalisierung äussern.

Abstimmungsempfehlung der Arbeitgeberkammer
Ja

Das Projekt blueFACTORY benötigt insgesamt eine Rekapitalisierung in Höhe von 50 Mio. Franken. Dieser Betrag wird zu gleichen Teilen zwischen den zwei Aktionären Stadt und Kanton Freiburg aufgeteilt. Das Geld wird für den Bau zweier zusätzlicher Gebäude sowie für die Renovierung des Gebäudes A und des Silos eingesetzt. Die Gesellschaft rechnet mit Investitionen in Höhe von 75 Mio. Franken. Doch um dies zu erreichen, muss das Freiburger Stimmvolk den kantonalen Anteil von 25 Mio. Franken genehmigen.

Schauen wir ein wenig zurück, um zu verstehen, weshalb die BFF AG heute eine Rekapitalisierung benötigt. Bei ihrer Gründung im Februar 2014 verfügte die Gesellschaft über 25 Mio. Franken, darunter 24 Mio. in Form von Anlagevermögen – entsprechend dem historischen Wert des Grundstücks – und über Liquiditäten in Höhe von 1 Mio. Franken. Diese Mittel wurden in die Vorbereitung des Grundstücks (Abriss veralteter Infrastrukturen), die Sanierung des Kamins (aus Sicherheitsgründen) sowie in den Umbau der blauen Halle und der Halle 1 investiert. Im Jahr 2016 schliesslich hat die BFF AG zudem zwei Kredite über je 5 Mio. vom Staat und von der Stadt Freiburg erhalten.

Gründe die für eine Rekapitalisierung sprechen

Die wichtigste Aufgabe der BFF AG ist der Bau und die Vermietung von Räumlichkeiten, um den Wissenstransfer unter den Hochschulen, den Einrichtungen für Forschung und Entwicklung, Unternehmen und Märkten zu fördern und dadurch das Innovationsquartier blueFACTORY zu schaffen.

In finanzieller Hinsicht sollten die der BFF AG zur Verfügung gestellten Mittel ausreichen, um ihre Finanzierung zu gewährleisten, bis ihre Einnahmen spätestens 2023 eine Selbstfinanzierung erlauben. Angesichts der erfolgten Verspätung, insbesondere durch die Erarbeitung des kantonalen Nutzungsplans (KNP), der erst 2018 genehmigt wurde, wird das finanzielle Ziel nicht erreicht werden. Zudem muss die Gesellschaft Kosten tragen, die im ursprünglichen Finanzierungsplan nicht bekannt oder vorgesehen waren– wie der Unterhalt der Bausubstanz, der bedeutender ist als vorgesehen, oder die Entwicklung der Grundinfrastruktur.

Trotz dieser unerwarteten Kosten konnte die BFF AG eine Erhöhung der Einnahmen von 443’000.– Franken im Jahr 2015 auf heute 2,050 Millionen verzeichnen. In den vorhandenen Gebäuden der blueFACTORY sind keine freien Flächen mehr zu vermieten, die für das weitere Wachstum des Unternehmens aber notwendig wären.

Das erste Gebäude, das verwirklicht werden soll und für das die BFF AG bereits über eine Baubewilligung verfügt, wird Ende nächsten Jahres in Betrieb genommen und Platz für bis zu 400 zusätzliche Arbeitsplätze bieten. Übrigens, bis zum Jahr 2025 sollen in der blueFACTORY rund 800 Mitarbeitende beschäftigt werden, bis 2040, wenn alle Entwicklungsphasen abgeschlossen sind, könnten es sogar 2’500 Mitarbeitende sein.

Damit sich die Stimmbevölkerung zur Erhöhung des kantonalen Anteils an der BFF AG äussern kann, wurde das Referendum ergriffen. Gemäss den Initianten des Referendums stellt diese Rekapitalisierung einen Blankoscheck für ein Unternehmen dar, das seit seiner Gründung schlecht geführt wurde. Sie möchten die Gelder der Kantonalen Anstalt für aktive Bodenpolitik (KAAB) übertragen und die Grundstücke einem externen Unternehmen zur Verfügung stellen. Und sie erinnern daran, dass blueFACTORY bei ihrer Gründung ein Zentrum für Innovation wie ein «Mini-EPFL» in Freiburg werden sollte, das Arbeitsplätze mit hohem Mehrwert bietet. Über zehn Jahre später stellen sie fest, dass blueFACTORY diese Zielsetzungen noch nicht erreicht hat.

Ein Standort mit vielen Vorteilen für die Wirtschaft

Der Standort der blueFACTORY trägt zum Wirtschaftsaufschwung bei, indem die Ausbildung der jungen Freiburger gefördert und Arbeitsplätze im Kanton geschaffen werden.

Es ist folglich wichtig, die Gesellschaft zu rekapitalisieren, um ein Grundstück in Freiburger Händen zu bewahren, dessen Wert sich innert der nächsten zehn Jahre zu verdreifachen verspricht. Denn gemäss einer Studie der unabhängigen Beratungsfirma Wüest & Partner kann man von einem zukünftigen Wert von 300 Millionen Franken ausgehen.

Heutzutage ist es wichtig, ein Innovationszentrum zu entwickeln und Synergien zwischen Freiburger Unternehmen und der Wissenschaft wie der EPFL ins Leben zu rufen, um auf nationaler und internationaler Ebene anerkannt zu werden. Die Gesellschaft plant die Schaffung eines attraktiven und lebendigen Quartiers, das Pionierleistungen in CO2-Neutralität bietet – einen Vorgeschmack davon erhält man bereits im NeighborHub (siehe Kasten) –, und das Start-ups, Unternehmen, Hochschulen, Kultur und Wohnraum in Harmonie mit der Stadt vereinigt. Dieses Projekt wird dem ganzen Kanton zugutekommen und in der Schweiz einzigartig sein. Die Entwicklung des nachhaltigen Wohnens von morgen erfolgt im Smart Living Lab (siehe gegenüber), einem Forschungszentrum, das auf dem Gelände von blueFACTORY ein neues Gebäude errichten will.

Im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise aufgrund der Pandemie werden die geplanten Investitionen von 50 Mio. Franken über die nächsten drei Jahre positive Auswirkungen für die kantonale Wirtschaft haben. Es ist geplant, die Gebäude von Freiburger Unternehmen aus lokalem Holz zu erbauen.

Das Abstimmungsthema wurde an der Sitzung der Arbeitgeberkammer rege diskutiert. Die Mitglieder haben schliesslich mit grosser Mehrheit beschlossen, dieses Projekt, das die Innovation in Freiburg fördert und viele Arbeitsplätze mit hohem Mehrwert schaffen wird, zu unterstützen.