«Der FAV vertritt ein äusserst wertvolles und dynamisches Wirtschafts geflecht»


Philippe Fleury wurde im September zum Generalsekretär der FER ernannt. Eine Funktion, die er nutzen möchte, um die Zusammenarbeit zwischen den regionalen Vereinigungen zu stärken.

Im vergangenen September trat Philippe Fleury die Nachfolge von Blaise Matthey als Generalsekretär der Vereinigung der Westschweizer Unternehmen (Fédération des Entreprises Romandes FER) an. Er beabsichtigt, sich aktiv für die Unterstützung, Wahrung und Förderung der Westschweizer Wirtschaft einzusetzen. Gleichzeitig plant er, den Einfluss der FER zu erweitern und die Zusammenarbeit zwischen den regionalen Vereinigungen, einschliesslich des Freiburger Arbeitgeberverbandes (FAV), zu stärken.

Marie Nicolet

Was hat Sie an der Aufgabe des Generalsekretärs der FER gereizt?

Ich bin von der Idee begeistert, die FER auf Westschweizer Ebene voranzubringen. Es handelt sich um eine einzigartige Aufgabe. Mehrere Aspekte haben mich daran gereizt, insbesondere die regionale Bedeutung sowie die politischen Dimensionen. Zudem spielt die FER eine öffentliche Dienstleistungsrolle für ihre Mitglieder, ­indem sie ihnen mithilfe eines Dienstleistungskatalogs, den ich weiterentwickeln möchte, zu mehr Erfolg in ihren Tätig­keiten verhilft. All diese Aspekte ergeben ein spannendes Aufgabenfeld.

Wie sehen Sie die Zukunft der FER?

Ich sehe sie auf zwei Achsen. Erstens werden wir die Dienstleistungen für Mitglieder ausbauen. Derzeit bieten wir Dienstleistungen für Sozialversicherungen, wie die Kassen der ersten und zweiten Säule, sowie Rechtsberatungen an. Wir werden mehr Angebote in den Bereichen Cyber­sicherheit, Energiewende oder Beratungen in der beruflichen Vorsorge ent­wickeln. Darüber hinaus möchte ich, dass die FER zu einem Single Point of Contact wird, das heisst dass sich Unternehmen mit beliebigen Anliegen an die FER wenden können. Parallel dazu plane ich die Stimme der Westschweizer Wirtschaft in Bern und Zürich zu stärken. Bisher haben wir zwar an Konferenzen oder Arbeitsgruppen des Bundes teilgenommen, verfügten jedoch nicht über eine gut organisierte Lobbyarbeit. Diese Lücke möchten wir schliessen. Seit Juni reisen deshalb drei bis vier Vertreter, darunter auch ich, während der Parlamentssitzungen nach Bern, um den gewählten Volksvertretern, aber auch den hochrangigen Führungskräften der Verwaltung und den Gewerkschaften die Besonderheiten der Westschweizer Wirtschaft verständlicher zu machen, beispielsweise die Thematik der Grenzgängerarbeit oder die Empfindlichkeiten unserer Beziehungen mit der Europäischen Union.

Vor welchen Herausforderungen steht die FER?

Ich denke, die wichtigste interne Herausforderung besteht darin, die FER in ihrer Westschweizer Ausrichtung zu stärken. Heute haben die kantonalen Verbände ein paar Mal im Jahr Kontakt. Ich möchte diesen Austausch intensivieren. Das Ziel ist, dass jede Entität ihre Ideen, Rückschläge und Erfolge teilen kann. Es geht darum, als Gruppe zu existieren, die auf den Stärken jedes Einzelnen aufbaut. Ebenso müssen wir unser Dienstleistungsangebot besser untereinander abstimmen, damit jedes unserer Mitglieder, unabhängig vom Standort seiner Zugehörigkeit, die gleichen Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann.

Ein Thema, das die Bevölkerung beunruhigt, ist der allgemeine Preis­anstieg und die Inflation. Wie reagiert die FER auf diese Besorgnis?

Diese Sorgen betreffen auch die Unternehmen, die mit steigenden Kosten und erodierenden Margen konfrontiert sind. Die Lage spitzt sich in vielen Bereichen zu. Die FER hat nicht die Aufgabe, als Wirtschaftsverband an die Stelle der politischen Instanzen zu treten, deren Verantwortung es ist, ­Lösungen für diese Probleme zu finden. Stattdessen setzen wir alles daran, unsere Mitglieder und Berufsverbände zu informieren, damit sie einen Überblick über die Lage und die Zukunftsperspektiven erhalten. Dies verschafft ihnen eine Grundlage, um mit den Gewerkschaften zu verhandeln und Gespräche mit ihren Beschäftigten und Partnern zu führen.

Wie bringt sich die FER in die Debatte über den Klimawandel ein?

Wir etablieren für unsere Mitglieder einen Dienstleistungsbereich zum Thema Energiewandel. Dieser kann verschiedene Formen aufweisen, zum Beispiel eine CO₂- oder Energiebilanz, einen Mobilitätsplan, einen praktischen Leitfaden, ein Merkblatt zur Beantragung von Fördermitteln oder eine Rechtsberatung, die die Umweltauflagen in bestimmten Sektoren zusammenfasst. Unser Ziel ist es, Unternehmern das Leben leichter zu machen und ihr Verständnis für dieses wichtige Thema grundlegend zu verbessern. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, die Stimme der Wirtschaft in den politischen Instanzen auf Bundes- und Kantonsebene zu vertreten und Schritt für Schritt einen Übergang zu fördern, der Unternehmen nicht durch un­realistische Auflagen gefährdet.

Welchen Nutzen hat der FAV Ihrer Meinung nach für das Netzwerk der kantonalen Wirtschaftsverbände, die von der FER vertreten werden?

Der FAV vertritt ein äusserst wertvolles und dynamisches Wirtschaftsgeflecht. Er bietet seinen Mitgliedern hochwertige Dienstleistungen und geniesst einen hohen Stellenwert. Innerhalb des FER-Netzwerks hat er eine grosse Bedeutung in ­Bezug auf Glaubwürdigkeit und Know-how und zeichnet sich durch eine wesentliche Besonderheit aus: Er ist zweisprachig. Für die FER ist der Standort Freiburg eindeutig ein Nährboden für Wachstum.

Wie möchten Sie die Zusammenarbeit zwischen den regionalen Vereinigungen stärken?

Wir beabsichtigen, den Austausch von ­Informationen und Dienstleistungen zu fördern. Was in einem Kanton entwickelt wird, soll auch in anderen Kantonen nutzbar sein. Der neue Dienstleistungskatalog, der in Genf entwickelt wurde, wird allen Verbänden zur Verfügung stehen. Die Ausweitung der Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung.

Warum ist es Ihrer Meinung nach notwendig, das Netzwerk der regionalen Vereinigungen zu stärken?

Um unsere Mitglieder effektiver unterstützen zu können. Je besser unsere Dienstleistungen die Bedürfnisse unserer Mitglieder erfüllen und ihnen im Alltag helfen, desto stärker sind wir.

– «Je besser unsere ­Dienstleistungen die Bedürfnisse unserer Mitglieder erfüllen und ihnen im Alltag helfen, desto stärker sind wir.»

Philippe Fleury

Blaise Matthey übergibt nach 16 Jahren das Zepter

Anlässlich der Vorstandssitzung vom 21. September 2023 wurde Philippe Fleury (links) zum Generalsekretär der FER ernannt. Er tritt die Nachfolge von Blaise Matthey an, der diese Funktion während sechzehn Jahren innehatte. Diese Ernennung erfolgte, nachdem Philippe Fleury im Juni 2023 sein Amt als Generaldirektor der Fédération des Entreprises Romandes Genève (FER Genève) angetreten hatte.

Blaise Matthey seinerseits bleibt in supranationalen Gremien aktiv, insbesondere in der Internationalen Arbeitgeber­organisation (IOE), wo er als Vizepräsident fungiert.