Know-how von fünf Generationen zugunsten der Lernenden


Die in Kerzers ansässige Schreinerei Schwab bildet seit siebzig Jahren Lernende aus. Im Austausch für ihre Vielseitigkeit und ihr Wissen über neue Technologien profitieren sie von fünf Generationen an Erfahrung und Know-how.

Patricia Michaud

So lange sich die ältesten Mitglieder der Familie Schwab zurückerinnern können, wurden in ihrem Unternehmen Lernende ausgebildet. Der Betrieb bietet in Kerzers seit 1953 Schreinerdienste an. Als er 2021 die Führung der Schreinerei übernahm, war es für Nicolas – er stammt aus der fünften Generation der Schwabs – eine Selbstverständlichkeit, die Tradition der Berufsausbildung weiterzuführen. «Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir gegenwärtig nur einen einzigen Lernenden ausbilden anstelle von zwei», erzählt Mara Schwab, die Gattin von Nicolas. Sie ist für die Administration der Schreinerei verantwortlich. «Der Wechsel in der Leitung bringt reichlich Stress mit sich, wir ziehen es deshalb vor, das Engagement in der Berufsbildung vorübergehend etwas zurückzufahren, sie aber wie gewohnt tipptopp zu machen.»

Die Qualität der Begleitung der Lernenden muss bei der Schwab Schreinerei AG übrigens nicht weiter unter Beweis gestellt werden. 2022 gehörte das Unternehmen nämlich zu den Preisträgern bei der Auszeichnung «Bester Ausbildungsbetrieb des Kantons Freiburg» in der Kategorie «Bautechnik». «Man muss sagen, dass Silvan, unser Lernender, ein wahres Genie ist», kommentiert Mara Schwab bescheiden, fügt dann aber doch hinzu, dass der Verdienst, «sein Potenzial erkannt und ihm die Mittel verschafft zu haben, dieses voll zum Tragen zu bringen», dem Unternehmen aus dem Seebezirk zukomme.

Gegenseitiges Weitergeben

Bei Schwab «ist der Austausch von Wissen zwischen den Generationen und zwischen den Angestellten Teil der Unternehmenskultur», betont die Leiterin Administration. «Wir haben insbesondere das Glück, in unseren Reihen auf zwei langjährige Angestellte zählen zu können, von ihrem Knowhow können die Lernenden profitieren. Umgekehrt geben die Lernenden den erfahreneren Arbeitskräften ihr Wissen in Sachen neuste Technologien weiter.» Damit der Austausch unter den bestmöglichen Voraussetzungen stattfinden kann, «ist es sehr wichtig, intern ein echtes Vertrauensverhältnis aufzubauen». Das Konzept «Familienunternehmen» wird also auf die Angestellten ausgedehnt, ja sogar auf die Kunden. «Wir sind eine Dorfschreinerei, ein eher kleines Unternehmen; hier kennen uns alle.»

Wer «kleine Struktur» sagt, sagt auch «Vielseitigkeit». «Unsere Mitarbeitenden müssen vielseitig einsetzbar sein», hält Mara Schwab fest. Für die Lernenden ist der Umstand, überall eingesetzt zu werden, eher attraktiv. Er stellt aber, in Zeiten der Hochspezialisierung, auch eine Herausforderung dar. «Es liegt an uns, sie zu fördern und die Kompetenzen zu erkennen, die es sich lohnt zu entwickeln. Das ist im Alltag nicht immer eine einfache Aufgabe, aber der Return on Investment lohnt die Mühe!» Jetzt, wo Fachkräftemangel herrscht, «ist es sehr wichtig zu wissen, dass für Nachwuchs gesorgt ist». Dies umso mehr, als die Branche sich voll im Umbruch befindet. «Und ich denke dabei nicht nur an die Digitalisierung.» Mara Schwab greift das Beispiel der Möbelherstellung auf. «Früher haben wir Möbel gefertigt, die ein Leben lang hielten, jetzt rücken aber andere Überlegungen in den Vordergrund.» Und wer könnte die neuen Erwartungen der Kundschaft besser verstehen als die jungen Angestellten?