«Zehn Jahre sind eine lange Zeit – und doch vergehen sie wie im Flug»


Die Generalversammlung des Freiburger Arbeitgeberverbandes (FAV) ging am vergangenen 9. Juni in Freiburg über die Bühne und war geprägt vom Wechsel an der Spitze des Verwaltungsrats des FAV.

Der FAV erlebte am vergangenen 9. Juni in Freiburg eine aussergewöhnliche Generalversammlung. Marianne Berset, seit neun Jahren Präsidentin des VR des FAV, übergab das Präsidium an Patrick Gendre, Mitglied des VR seit 2015 und dessen Vizepräsident seit einem Jahr. «Ich wünsche ihm so viel Freude und Zufriedenheit, wie ich sie in all diesen Jahren erleben durfte», äusserte Marianne Berset mit emotional gefärbter Stimme, nachdem sie auf die verschiedenen Projekte, die sie während ihrer Amtszeit zu einem guten Ende geführt hat, zurückgekommen war. «Zehn Jahre sind eine lange Zeit, und doch vergehen sie wie im Flug. Das ist denn auch der Grund, weshalb wir die Schönheit des Moments geniessen sollten», schloss sie ihre Ausführungen.

Ihr Engagement wurde im Namen des FAV durch den ehemaligen Direktor Jean-Jacques Marti verdankt. Patrick Gendre seinerseits dankte den Delegierten für ihr Vertrauen: «Heute wird ein neues Kapitel eröffnet, Sie können sich auf ein kompetentes Team verlassen, das Ihre Erwartungen erfüllen und Ihre Interessen verteidigen wird», betonte er. Mit der Wahl von Markus Julmy, Unternehmen, Präsident des Gewerbeverbands Sense und Mitglied des Grossrats sowie des Gemeinderats von Schmitten, wurde der VR vervollständigt.

2021 zwischen Covid, Digitalisierung und Ausbildungen

Die Pandemie, die das Jahr 2021 stark geprägt hatte, war in den verschiedenen, an der Generalversammlung verlesenen Berichten immer noch sehr präsent. Reto Julmy, Direktor des FAV, erinnerte an die Arbeit, die der FAV auf politischer Ebene und im Hinblick auf die Information der Mitglieder das ganze Jahr 2021 über geleistet hat. «Das war eine wichtige Aufgabe, gab es doch ständig Änderungen der Massnahmen », hielt der Direktor fest. Er übergab anschliessend das Wort an den stv. Direktor Christian Schafer, der die Einführung einer CRM-ERP-Verwaltungssoftware Revue passieren liess. Die Einführung war ein umfangreiches Projekt, das den FAV während des ganzen Jahres beschäftigte. «Die Digitalisierung hat es uns insbesondere ermöglicht, effizienter zu werden und Aufgaben ohne Mehrwert zu eliminieren», führte er aus. Und er fügte an, dass die Verbände demnächst von neuen Dienstleistungen werden profitieren können, die sie bei ihren täglichen Aufgaben unterstützen werden.

Daniel Bürdel, stv. Direktor, ging seinerseits auf das vom FAV aufgegleiste Fortbildungsprogramm
ein. Er erinnerte an die wichtige Rolle der Plattform FriStages (die es erlaubt, Jugendliche, die eine Praktikumsstelle suchen, mit Unternehmen in Kontakt zu bringen) und die Einführung von FRintégration in Zusammenarbeit mit der Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD). Die Plattform erleichtert die Integration von Migrantinnen und Migranten in die Unternehmen.

Schliesslich betonten die Vizepräsidentin des Grossen Rates, Nadia Savary, und Staatsrat Olivier Curty, die Wichtigkeit des FAV als unumgänglicher Akteur in der kantonalen Wirtschaft und der Berufsbildung. Abgerundet wurde die Generalversammlung durch eine Ansprache von Ivan Slatkine, Präsident der Vereinigung der Westschweizer Unternehmen (Fédération des Entreprises Romandes FER) und Direktor der éditions Slatkine. Seine Anwesenheit ermöglichte es, das 75-jährige Bestehen sowohl des FAV als auch der FER zu würdigen, da beide Organisationen im selben Jahr gegründet wurden. In seiner Ansprache ging er auf die Herausforderungen ein, die im Rahmen der kommenden Abstimmung zur AHV-Revision (AHV21) zu bewältigen sind.

Fragen an Patrick Gendre

Patrick Gendre, Sie wurden am 9. Juni zum Verwaltungsratspräsidenten des FAV gewählt. Wie verlief Ihre berufliche Laufbahn?

Ich habe an der Universität Freiburg Informatik und Wirtschaft studiert. Nach dem Erwerb des Masters war ich für ein Softwareentwicklungsunternehmen tätig, das mit einem internationalen Grossunternehmen zusammenarbeitete. 2009 habe ich das Unternehmen verlassen, um zusammen mit meiner Gattin ein eigenes Geschäft aufzubauen. Seither sind wir gemeinsam tätig in der Unternehmens- und Informatikberatung. Parallel dazu habe ich 2008 das Familienunternehmen übernommen, um dessen Tätigkeiten weiterführen zu können.

2011 bin ich in das Organisationskomitee der Freiburger Messe eingetreten. Das hat es mir ermöglicht, mich der Welt der KMU anzunähern und darauf hinzuarbeiten, lokale Unternehmen zu fördern. Seit 2016 bin ich Mitglied des Verwaltungsrats des FAV, und darüber hinaus wurde ich 2020 zum Syndic der neuen Gemeinde Bois-d’Amont gewählt. Und seit 2019 bin ich Geschäftspartner im Hotel Cailler in Charmey.

Was hat Sie dazu gebracht, sich für die Freiburger KMU zu engagieren?

Ich stamme aus einer Familie von Gewerblern und Industriellen. Mein Vater hat lange Zeit eine Garage geführt, ich habe mich in der Welt der KMU bewegt. Wir haben oft über die Sorgen im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel oder über einen für KMU vorteilhaften gesetzlichen Rahmen gesprochen. Als sich mir die Gelegenheit bot, mein gesamtes Wissen und Können zugunsten der lokalen Unternehmen einzusetzen, habe ich sie ergriffen.

An welchen Werten werden Sie sich bei der Ausübung Ihres Amtes ausrichten?

Ich werde mich an den zwei Achsen ausrichten, die aus dem FAV das machen, was er ist: das Engagement für die KMU und die Berufsbildung. Die beiden sind miteinander verbunden. Ich persönlich bin zwar nicht aus dem dualen System hervorgegangen, aber es liegt mir sehr am Herzen, die Berufsbildung zu fördern, bin ich doch der Überzeugung, dass sie den besten Eintritt in die Berufswelt darstellt.

Was möchten Sie den Freiburger Unternehmerinnen und Unternehmern mit auf den Weg geben?

Ich möchte sie daran erinnern, dass verschiedene Herausforderungen auf uns zukommen und sich noch verschärfen werden. Ich denke hier zuerst an die Digitalisierung. Den Führungskräften fehlen oft die Ressourcen, um sie umzusetzen. Für die Zukunft ist die Digitalisierung aber unabdingbar. Eine weitere viel diskutierte Herausforderung ist die Energiewende. Bezüglich Energieverbrauch müssen wir uns umstellen und einen neuen Ansatz verfolgen. Ich wünsche mir, dass der FAV seine Mitglieder in diesem Bereich beraten kann.