Ein Morgen, an dem sich Berufsverbände und Jugendliche treffen


Berufs-Info-Métiers wurde gemeinsam vom Freiburger Arbeitgeberverband (FAV) und dem Amt für Berufsberatung und Erwachsenenbildung (BEA) organisiert. Der Anlass ging an den Samstagen 6. und 13. November über die Bühne, einmal in Düdingen, dann in Murten. Er zielte darauf ab, den Orientierungsschulen (OS) die Berufsbildung näher zu bringen. Eine Reportage aus Murten.

Weder der dichte Nebel noch die durchdringende Kälte können die Besucherinnen und Besucher an diesem Morgen davon abhalten, den Anlass Berufs-Info-Métiers zu besuchen, der auf die Berufsberatung fokussiert. Tröpfchenweise treffen die Familien in der OS Murten ein. In den Gängen hatten 25 Berufsverbände Stände errichtet, an denen die Jugendlichen über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten informiert werden, die ihnen offenstehen. Das Angebot wird eifrig genutzt. Man liest Prospekt, es wird auf Deutsch oder Französisch informiert. Es werden Fragen gestellt. Man entdeckt Neues, vertieft sich in die Informationen.

Berufs-Info-Métiers wurde zum ersten Mal in dieser Form durchgeführt. Der Anlass wurde ins Leben gerufen, um sämtliche Jugendliche im Kanton ansprechen und ihren Horizont erweitern zu können, indem von 25 Berufsverbänden über 80 Berufe vorgestellt werden. «Bevor sie einen ganz bestimmten Bereich auswählen, müssen die Jugendlichen einen Überblick über die Möglichkeiten erhalten, die ihnen zur Verfügung stehen», betont Thomas Di Falco, Leiter des BEA.

Seinen Weg finden

Die Zielsetzung stimmt mit jener von START! Forum der Berufe überein. Der FAV und das BEA sind aber der Meinung, dass die beiden Anlässe nicht identisch sind, sondern einander ergänzen. Thomas Di Falco führt aus, dass Berufs-Info-Métiers einfacher ausgelegt und für die Berufsverbände schneller und einfacher zu organisieren ist. Zudem ermöglicht es das Treffen, in den OS präsent zu sein und die Jugendlichen direkt anzusprechen. «Mit diesem Anlass bringen wir die Schule mit der Arbeitswelt in Kontakt. Das ist sehr wichtig, denn manchmal haben die beiden Schwierigkeiten, einander zu verstehen», erklärt der Amts­vorsteher, und fügt hinzu, dass sich der FAV im Hinblick auf die zu erreichenden Ziele als idealer Partner herausgestellt habe. Reto Julmy, Direktor des FAV, betont die hervorragende Zusammenarbeit mit dem BEA und ergänzt: «Es ist wichtig, dass die Verbände Zugang zu den Schulen erhalten, um leichter Kontakt mit den Jugendlichen aufnehmen zu können, die sich in einem vertrauten Umfeld bewegen.»

In Murten wurden sämtliche Jugendlichen von ihren Eltern begleitet. Nicht selten fast ein wenig schüchtern, aber sehr aufmerksam folgen die Jugendlichen den Ausführungen der Berufsleute. Einige Jugendliche wie z. B. Loïc haben schon eine konkrete Vorstellung von der Richtung, die sie in der Zukunft einschlagen wollen – für ihn ist es die Chemie. Er ist mit seiner Mutter hier «Es ist sehr gut, dass er einen Plan A hat, aber ich denke, man müsste auch einen Plan B, C und D ins Auge fassen, man weiss ja nie, was kommen wird.» Er zuckt mit den Schultern und setzt ein Lächeln auf. Die Mutter sagt, sie schätze diese Art von Anlass, der es ermögliche, den Sohn zu begleiten und seine Interessen abzuschätzen. Andere wie der 13-jährige Edgar sind noch auf der Suche: «Für mich ist die Arbeitswelt noch weit entfernt, es ist schwierig, in meinem Alter eine Wahl zu treffen», führt er aus. Seine Eltern, die ihn begleiten, stimmen zu, sind aber doch der Meinung, dass es gut sei, bereits «einen Fuss in der Türe» zu haben.

Dieselbe Sprache sprechen

An den verschiedenen Ständen sind jeweils eine erfahrene Berufsperson und ein Lehrling aus der jeweiligen Berufsgattung vertreten. Sie «schnappen» sich die Besucher und verteilen ihren Beruf illustrierende Geschenke. Sie erklären die Ausbildungsmöglichkeiten, gehen auf das Curriculum und die Entlöhnung ein. «Es ist wichtig, dass wir Lehrlinge an den Ständen haben», erklärt Reto Julmy. «Sie sprechen dieselbe Sprache wie die Jugendlichen und können konkret auf ihre Fragen eingehen.» Für die Eltern ist es wichtig, die möglichen Ausbildungswege für ihren Nachwuchs zu kennen. Sie kamen ins Gespräch mit den Berufsleuten und erhielten klare Antworten. Solche Gespräche sind zentral. «Sie erlauben es uns, die Grundausbildung mit den Augen und aus der Perspektive der Eltern einzuschätzen. Das ist wichtig, wir benötigen qualifizierte Arbeitskräfte», betont ein Vertreter eines Berufsverbands.

Diese Ansicht wird geteilt von Liliane Kramer, VR-Mitglied des FAV und Präsidentin des Gewerbevereins Murten und Umgebung. Der Verein ist Mitorganisator des Anlasses in Murten. Sie ist der Meinung, diese Anlässe sollten regelmässig stattfinden: «Die Lehre ist ein Grundpfeiler unserer Wirtschaft – es ist wichtig, den Jugendlichen zu zeigen, dass es Lehrstellen in ihrer näheren Umgebung gibt, in qualitativ hochstehenden Unternehmen.» Sie hofft, dass in Zukunft ein noch engerer Kontakt mit den Unternehmen zustande kommt, damit sich die Jugendlichen ein noch besseres Bild machen können.

Nach dem Abschluss des Anlasses zeigten sich Verbände und Organisatoren zufrieden mit dieser ersten Ausgabe von Berufs-Info-Métiers in dieser neuen Zusammensetzung. 2022 wird eine Neuauflage sehen!

Wo stehen wir in Bezug auf die Berufsausbildung?

«Langsam finden wir zu einer gewissen Normalität in Bezug auf den Rhythmus der Vertragsunterzeichnungen und organisierten Praktikas zurück», erwähnt Thomas Di Falco, Leiter des BEA, mit einem Lächeln. Er erinnert an die Ängste, die sich beim Ausbruch der Krise breit machten. Sie bezogen sich auf einen möglichen Einbruch bei der Anzahl von abgeschlossenen Lehrverträgen. «Wir haben verschiedene Plattformen und Möglichkeiten für den Austausch zwischen Jugendlichen und Unternehmen aufgegleist, um einen Taucher zu verhindern», betont der Amtsvorsteher, und weist auf die Plattform Last Minute und auf FriStages hin. Die Arbeit hat Früchte getragen: Die Anzahl abgeschlossener Lehrverträge bleibt im Vergleich mit jener aus dem Jahr 2020 stabil.