Neue Impulse für den Handel in der Stadt – die Herausforderung des AFCAS


Der Freiburgische Verband des Handels, des Handwerks und der Dienstleistungen (AFCAS) hat ein Mandat zur Belebung des Handels in der Stadt Freiburg erhalten. Diese Herausforderung will der Vorstand vor allem durch ein Treuepunktesystem über eine Applikation meistern.

Als Jean-Michel Borne vor 5 Jahren das Zepter übernahm, war der AFCAS ein wenig aktiver Verband. Dies ist heute anders. Für den 2004 aus dem Zusammenschluss des Gewerbevereines der Stadt Freiburg und Umgebung und des Freiburgischen Detaillistenverbandes gegründeten Verband musste sich erst herauskristallisieren, wie er sich weiterentwickeln und an das veränderte Konsumverhalten anpassen konnte. Daher wurde 2018 die letzte Freiburger Messe unter der Regie des AFCAS durchgeführt. Heute versteht sich der AFCAS als Interessenvertreter der Freiburger Gewerbetreibenden, indem er als Dachverband die lokalen Gewerbeverbände der Stadt Freiburg vereint. Aus diesem Grund hat die Stadt dem Verband ein fünfjähriges Mandat über CHF 550’000 zur Belebung des lokalen Handels erteilt. Eine willkommene Unterstützung für den Vorstand, dem es nicht an Ideen mangelt.

So soll von einem Teil des zugesprochenen Betrags Olivier Schneuwly entschädigt werden, der als «Koordinator lebendige Stadt» verpflichtet wurde. Sein Pflichtenheft besteht hauptsächlich darin, neue Impulse für den Handel in der Stadt zu geben. Gleichzeitig will der AFCAS sein Erscheinungsbild überarbeiten, eigens für diese Aktion eine Internetseite erstellen und vor allem eine Applikation entwickeln, die auf dem Prinzip der Kariyon-Gutscheine basiert und durch ein Treuepunktesystem ergänzt wird. «Die Leute können Punkte sammeln, wenn sie bei einem Einzelhändler einkaufen und diese dann nutzen, um den Bus, ihren Parkplatz oder einen Kaffee zu bezahlen», erklärt Jean-Michel Borne. Diese Applikation sollte im Herbst in Hinblick auf das Geschäft zum Jahresende erscheinen. In Bezug auf Weihnachten 2021 fügt der Präsident hinzu, dass Animationen vom Klein-Sankt-Johann-Platz bis zum Pérolles-Quartier organisiert und die Beleuchtungen vereinheitlicht werden sollen. All dies soll die Leute zum Kommen und Verweilen animieren.

Für Jean-Michel Borne kommen diese umfangreichen Projekte den Quartiersverbänden, die weiterhin ihre eigenen Veranstaltungen organisieren werden, keineswegs ins Gehege. «Unser Ziel ist es, für ihre politischen Interessen einzutreten und sie bei all diesen Events zu unterstützen». Er fügt hinzu, dass die Angebote mit der Zeit ausgebaut werden. Er erwähnt zum Beispiel die Überlegungen des AFCAS, den Abendverkauf von Donnerstag auf Freitag zu verlegen und bestimmte Events wie Konzerte zu veranstalten, damit die Leute am Abend in der Stadt bleiben, was auch den Restaurants zugutekäme. Weiter schwebt ihm eine monatliche Veranstaltung vor, um das Burgquartier zu beleben, wie es beim First Friday in der Altstadt von Biel der Fall ist.

COVID-19- der Elektroschock

Obwohl er heute motiviert und optimistisch ist, gesteht Jean-Michel Borne, dass man sich noch lange an das Jahr 2020 erinnern werde. So hat der Bundesrat seit Beginn der Pandemie zweimal die Schliessung der Läden mit Gütern des «nicht-täglichen Bedarfs» angeordnet. Die Entscheidungen belasteten die AFCAS-Mitglieder und verpflichteten den Vorstand sowie das Sekretariat, welches vom Freiburger Arbeitgeberverband geführt wird, die Mitglieder genau über die Möglichkeiten der Kurzarbeitsentschädigungen und die Leistungen für Erwerbsausfall zu informieren. «Es war wichtig, ein Sekretariat mit Fachleuten zur Seite zu haben, das hat uns sehr geholfen», bestätigt der AFCAS-Präsident.

Neben den administrativen Aspekten hatte das Coronavirus für die Freiburger Händler die Wirkung eines Elektroschocks. «Die Pandemie hat uns Digitalisierungsdefizite unserer Mitglieder aufgezeigt», betont Jean-Michel Borne und weist darauf hin, dass der Verband bereits 2018 Konferenzen zur Bedeutung verschiedener Vertriebskanäle und der digitalen Wende organisiert hat. So haben einige diese Krise als Chance gesehen, sich neu zu erfinden, indem sie z. B. Click and Collect einführten – der Kunde bestellt online und holt die Ware dann im Geschäft ab. Zudem war die Plattform Kariyon für gewisse Mitglieder eine besonders grosse Unterstützung. Dennoch sollten sich die Händler nach Ansicht des Präsidenten nicht als Opfer darstellen, sondern in sich selbst die unternehmerische Kraft finden, um wieder auf die Beine zu kommen. «Finanzielle Unterstützungen sind wichtig und willkommen, doch ich denke, diese müssten unbedingt gezielter eingesetzt werden».

Seit mehreren Jahren steht der AFCAS in regelmässigem Kontakt mit dem Gemeinderat, insbesondere mit Laurent Dietrich, zuständig für Finanzen und Kultur. Für Jean-Michel Borne ist klar, worum es in Zukunft geht: «Wir möchten endlich von allen Dienststellen der Stadt miteinbezogen werden. Ohne in der Opposition zu sein, möchten wir in die Überlegungen eingebunden werden und Gehör finden». Dabei denkt er an die neue politische Färbung der diesen Frühling gewählten Freiburger Regierung. Als möchte er es vorwegnehmen, erklärt der Präsident, dass die Entwicklung der sanften Mobilität notwendig ist: «Ich bin nicht dagegen, doch muss diese klug umgesetzt und die Gewerbetreibenden miteinbezogen werden». Letztere erwägen bereits die Einführung eines Lieferdienstes für Einkäufe. «Die Zeichen stehen gut. Alle Projekte laufen gleichzeitig an und Chancen ergeben sich – es ist Zeit, diese zu ergreifen», schliesst der Präsident mit einem Lächeln in seiner Stimme.

2004

Gründungsjahr des AFCAS.

2018

Die Organisation der Freiburger Messe im Forum Fribourg wird aufgegeben. Dagegen werde partizipative Workshops organisiert, um dem Verband neuen Schwung zu verleihen.

2020

Das Coronavirus stellt alles auf den Kopf, die Stadt spricht dem AFCAS den Betrag von CHF 550'000 zu, um den Handel anzukurbeln.