Hygiene auf Baustellen – zwischen Bemühungen und Fortschritten


Im Ausbaugewerbe ist Hygiene auf Baustellen keine Selbstverständlichkeit. Filipe Domingues, Führungskraft in einem Unternehmen, das im Bereich Gipserei und Malerei tätig ist, berichtet über die Hygienezustände auf Baustellen. Zwischen internen Verpflichtungen und begrenztem Handlungsspielraum tun die Unternehmen ihr Möglichstes, um angemessene Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.

Während die Hygiene auf Baustellen in der öffentlichen Debatte zunehmend Beachtung findet, müssen Unternehmen im Ausbaugewerbe einen Weg finden, der gesetzlichen Anforderungen, Sparzwängen und den Umständen vor Ort gerecht wird. Filipe Domingues, Führungskraft bei Terraz Sàrl, einem Gipserei- und Malereibetrieb, kennt die Hintergründe. Er trägt die doppelte Verantwortung, die Teams zu leiten und als SiBe (Sicherheitsbeauftragter) für Sicherheit und Hygiene zu sorgen. «Meine Aufgabe ist es, auf den Baustellen die Arbeitsverordnung und die SUVA-Vorschriften zum Schutz der Arbeitnehmenden durchzusetzen», erklärt er.

In der Praxis beginnt dies mit der Einrichtung geeigneter Pausenbereiche auf den Baustellen. «Wir errichten Wände, um die Räumlichkeiten von staubigen Bereichen zu trennen, und statten sie mit Bänken, Tischen, einem Kühlschrank, einem Mikrowellengerät und einer Kaffeemaschine aus. Dies ist zwar einfach, aber es er möglicht unseren Mitarbeitenden, sich in einem sauberen Raum zu erholen.» Diese Verantwortung liegt beim Unternehmen. Die Sanitäranlagen und Wasserstellen, die für alle Handwerkerinnen und Handwerker unverzichtbar sind, fallen in den Zuständigkeitsbereich von Bauleitung und Bauherrschaft. «Meistens werden chemische Toiletten aufgestellt, die zwar nicht besonders komfortabel sind, aber ihren Zweck erfüllen», kommentiert Filipe Domingues. Er fügt hinzu, dass er sehr streng auf die Entleerung und Instandhaltung achtet und in ständigem Dialog mit den Mitarbeitenden steht, um mögliche Mängel rasch zu beheben.

Gerade hier sieht Filipe Domingues eine wesentliche Verbesserungsmöglichkeit: der Ersatz von chemischen Toiletten durch Baustellenwagen oder Container mit fest installierten, an die Kanalisation angeschlossenen Toiletten. «Finanziell wäre dies machbar, da die auf einer Baustelle tätigen Unternehmen bereits zu den Betriebskosten wie Versicherungen, Strom, fliessendem Wasser oder Abfallentsorgung beitragen – das entspricht zwei bis drei Prozent des Umsatzes. Für ein paar Zehntel Prozent mehr könnte man richtige Sanitäranlagen finanzieren.»

Eigenverantwortung

Zwar gibt es Kontrollen der hygienischen Einrichtungen auf Baustellen, doch jedes Unternehmen überprüft selbst, ob seine Mitarbeitenden unter akzeptablen Bedingungen arbeiten, wie Filipe Domingues erläutert. Seit der Covid-19-Pandemie haben sich die Bedingungen allerdings verbessert: «Es gibt mehr Wasserstellen, Desinfektionsmittelflaschen sind immer verfügbar und die Bauherren haben sich daran gewöhnt, Pausenräume vorzusehen. Es hat eine echte Verbesserung gegeben», betont der Leiter.

 

Die Mechanisierung des Berufs

Neben der Hygiene stellt sich auch die Frage der Ergonomie. In diesem Punkt ist Filipe Domingues kategorisch: «Das Tragen schwerer Lasten ist weder wirtschaftlich sinnvoll noch gesund für unsere Mitarbeitenden.» Das Unternehmen hat in Hebevorrichtungen, Plattenhebewagen sowie in Spritzgeräte zum Verputzen oder Streichen investiert. Die Anlieferungen werden entsprechend dem Baufortschritt organisiert oder erfolgen über Anlieferungsrampen in den Stockwerken, um den Handlingsaufwand gering zu halten. «Der Beruf ist nach wie vor körperlich anstrengend, aber die Bedingungen haben sich stark verändert. Vor zwanzig Jahren haben wir fast alles von Hand gemacht», erinnert er sich und schliesst: «Wir holen das Maximum aus den Ressourcen heraus, die uns derzeit zur Verfügung stehen. Unsere Teams motiviert zu halten, beginnt mit der Gewährleistung ihres grundlegenden Komforts.»