Die Generalversammlung des Freiburger Arbeitgeberverbandes (FAV) fand am 5. Juni in Schwarzsee statt. Dabei wurde die Tätigkeit des Verbandes im Jahr 2024 beleuchtet. Der statutarische Teil war geprägt von der einstimmigen Wiederwahl von Patrick Gendre als Verwaltungsratspräsident. Staatsrat Olivier Curty und sgv-Direktor Urs Furrer bezogen Stellung zum Mindestlohn.
Anfang Juni herrschte in Schwarzsee eine gesellige Atmosphäre. Im Veranstaltungsbereich des Tagungshotels Hostellerie am Schwarzsee, wo der FAV seine 78. Generalversammlung abhielt, wurde reges Networking betrieben. Verwaltungsratspräsident Patrick Gendre zeichnete ein durchwachsenes Wirtschaftsbild für 2024 mit moderatem Wachstum in der Schweiz. Er betonte, dass dank einer agilen Geldpolitik und der Stärke des Schweizer Frankens die Inflation eingedämmt werden konnte. «Für 2025 deuten die Perspektiven auf ein moderates Wachstum in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld hin, bedingt durch internationale Handelsspannungen infolge politischer Veränderungen in den USA sowie durch die demografische Alterung und den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften», erklärte er.
Liliane Kramer, Präsidentin der Arbeitgeberkammer, berichtete über die Aktivitäten der Kammer im Jahr 2024. Die Mitglieder trafen sich insgesamt vier Mal. Sie unterstrich die Bedeutung politischer Kampagnen für den FAV. «Das nächste wichtige Thema ist die Debatte über den Mindestlohn. Ich ermutige Sie, hierzu Stellung zu beziehen und die Stimme der Wirtschaft zu vertreten», schloss sie.
Ausbildung – ein Schlüsselelement
Reto Julmy, Direktor des FAV, erinnerte an das langjährige Engagement des FAV in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, beides Schlüsselfaktoren zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der KMU. Vor diesem Hintergrund führte der FAV seine Bemühungen fort, Jugendliche und ihre Eltern für die Vorteile der dualen Berufsbildung zu sensibilisieren. Ein zentrales Projekt war die Mitwirkung an der Realisierung des Campus Le Vivier in Villaz-Saint-Pierre, der im November 2024 eingeweiht wurde. Zudem kündigte Reto Julmy die Schaffung der Plattform Berufsbildung Freiburg an, die von Aude Favre, Projektleiterin und Koordinatorin für Berufsbildung, vorgestellt wurde (mehr dazu auf Seite 17). Auch wenn die Berufsbildung im Zentrum steht, bietet der FAV ein breites Spektrum an interdisziplinären Fortbildungsangeboten. So fanden 2024 24 Kurse in französischer und sechs in deutscher Sprache mit insgesamt 319 Teilnehmenden statt. «Diese Kurse ermöglichen es uns, unseren Mitgliedern ein umfassendes und attraktives Angebot in Bereichen wie HR, Management, Administration oder Social Media zu bieten», erklärte Daniel Bürdel, stellvertretender Direktor. «Die Erwartungen verändern sich, und die Herausforderungen entwickeln sich weiter.
Der FAV passt sich an und gestaltet seine Organisation fortlaufend neu», ergänzte Christian Schafer, ebenfalls stellvertretender Direktor. Der Verband, der bereits 2024 neue Stellen geschaffen hatte, setzte diesen Weg fort und besetzte in den letzten Monaten zwei weitere Positionen: eine Koordinatorin für Berufsbildung und einen Koordinator für den Bereich Gesundheit. Dies war notwendig, da der FAV mit der Verwaltung neuer Verbände im Gesundheitsbereich betraut worden war. «Mit dieser Anstellung können wir die Koordination zwischen den medizinischen Berufsverbänden sicherstellen und auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene verstärkt Präsenz zeigen», erläuterte Christian Schafer.
Die Generalversammlung bot zudem den Rahmen, um die neue Unternehmenscharta des FAV vorzustellen – das Ergebnis einer gemeinsamen Erarbeitung. Sie wurde von Lydia Leibzig, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Marketing, sowie Jean-Thomas Vacher, Verbandssekretär, präsentiert. Die Charta hält die Grundwerte der Organisation fest: Verantwortung, Respekt, Qualität und Zuverlässigkeit. Sie soll das Wir-Gefühl



der Mitarbeitenden stärken und als Leitlinie für zukünftiges Handeln dienen. In Sachen Verbandsführung wurde Patrick Gendre einstimmig für eine weitere dreijährige Amtszeit als Präsident des Verwaltungsrats des FAV wiedergewählt, ebenso sechs weitere Verwaltungsratsmitglieder. Johanna Gapany wurde im vergangenen Jahr für eine dreijährige Amtszeit ernannt, die noch läuft. Auch die Mitglieder der Arbeitgeberkammer wurden für eine weitere dreijährige Amtszeit einstimmig wiedergewählt. Véronique Laurencet Esseiva, Präsidentin der SICARE und Christian Chammartin, Mitglied des AGVS, traten zurück. Ihre Nachfolge übernehmen Joël Sallin, Vorstandsmitglied der SICARE, und Philipp Wieland von der ASTAG Freiburg.
Baumeister des kantonalen Wohlstands
Staatsrat Olivier Curty begrüsste die Anwesenden herzlich und würdigte sie als Baumeisterinnen und Baumeister des kantonalen Wohlstands. «Bauen ist Teamarbeit. Der FAV ist Sprungbrett, Fürsprecher, Förderer und für den Staat ein verlässlicher Partner sowie eine unverzichtbare Schnittstelle.» Er sprach mehrere wichtige Dossiers an, darunter die Mindestlohninitiative (siehe nebenan) sowie die Bilateralen III, die er als «sehr gutes Abkommen» bezeichnete. Er erinnerte daran, dass die Europäische Union mit einem Handelsvolumen von fast 300 Milliarden Franken, das im Jahr 2024 zwischen den beiden Wirtschaftsräumen ausgetauscht wurde, der wichtigste Partner für die nationale Wirtschaft sei. Trotz dieses lebhaften politischen Umfelds glaubt Olivier Curty an die Wirtschaftskraft und die Standhaftigkeit der Unternehmerinnen und Unternehmer. Er übergab das Wort an Urs Furrer, Direktor des sgv (siehe Interview auf Seite 14), der ebenfalls auf die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen dieser Themen auf nationaler Ebene einging. Die Versammlung endete in geselliger Atmosphäre bei einem Aperitif mit atemberaubendem Blick auf den Schwarzsee und bot Gelegenheit zum informellen Austausch.
Mindestlohn: Eine Initiative, die die Sozialpartnerschaft bedroht

Die Mindestlohninitiative war in allen Reden der 78. Generalversammlung präsent. Daniel Bürdel, stellvertretender Direktor des FAV, erinnerte an die Rolle des Verbandes bei der Verteidigung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. «Wir setzen uns gemeinsam mit den Wirtschaftspartnern dafür ein, dass die Rahmen- und Arbeitsbedingungen bezüglich des Mindestlohns durch eine Sozialpartnerschaft gesichert werden, die die Besonderheiten der verschiedenen Wirtschaftssektoren berücksichtigt.» Er rief die Mitglieder zur Mobilisierung auf: «Es geht darum, die Reihen der Wirtschaft zu schliessen, um diese Initiative mit einer starken Kampagne zu bekämpfen.» Eine Haltung, die auch Patrick Gendre, Präsident des Verwaltungsrats des FAV, teilte: «Es ist eine entscheidende Debatte, auf die wir uns vorbereiten, und wir müssen geeint auftreten.» Staatsrat Olivier Curty betonte, dass auch der Staat die Position des FAV teile und die Notwendigkeit sehe, dieses Projekt zu bekämpfen. «Wir müssen uns auf eine intensive Kampagne einstellen, in der wir die Marktwirtschaft erklären – und nochmals erklären – und die Sozialpartnerschaft in den Vordergrund stellen», betonte er. Urs Furrer, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Ehrengast der Versammlung, bestätigte diese Verteidigungslinie: «Gesetzlich festgelegte Löhne schwächen die Sozialpartnerschaft. Diese Entwicklung muss in allen Branchen bekämpft werden.» Er verwies zudem auf die laufende Revision des Bundesgesetzes, mit der der Vorrang von Gesamtarbeitsverträgen gegenüber gesetzlichen Mindestlöhnen verankert werden soll, ein Schritt, der seiner Ansicht nach die Sozialpartnerschaft stärkt, im Gegensatz zu gesetzlich verordneten Mindestlöhnen.